Exhibition (supporting programme)Ausstellung (Rahmenprogramm)Exhibition (supporting programme)

Wenn wir uns heute Online-Karten ansehen, stoßen wir auf ein neues farbiges Stück, das den nördlichen Teil des syrischen Territoriums abdeckt. Dieser Ort markiert die "westliche" Region Kurdistans und wird im gleichen Sinne "Rojava - Binxet" genannt. Wie bekannt, wurde Kurdistan mit dem Vertrag von Lausanne am 24. Juli 1923 in vier Teile geteilt. Die Region Rojava (Westkurdistan), die unter die Gewalt Frankreichs fiel, liegt in den nördlichen Regionen des syrischen Staates. Die Region ist reich an landwirtschaftlicher Produktion, Mineralien und Wasser. Aufgrund derkünstlichen Grenzen blieben die Angehörigen vieler Kurd*innen in der Region auf der anderen Seite der Grenze, in der Türkei und im Irak. Aus diesem Grund wurde die ehemalige Eisenbahnlinie ‘Berlin - Bagdad’ deren Verlauf heute die offiziel Staatsgrenze zwischen der Türkei und Syrien bildet, von Kurd*innen Serxet (oberhalb der Linie) und Binxet (unterhalb der Linie) genannt. Sie wird als eine künstliche Linie wahrgenommen, die nicht nur Kurdistan und das kurdische Volk, sondern auch ihre Verwandten voneinander trennt. Selbst die Minenfelder entlang der Linie konnten die sozialen, wirtschaftlichen und sogar politischen Beziehungen der Menschen hier nicht verhindern, obwohl fast ein Jahrhundert vergangen ist und Tausende von Menschen durch die explodierenden Minen getötet wurden. Wie auf der Karte zu sehen ist, kann Rojava nicht nur aus einer Form und Informationen aus der Ferne bestehen. Außerdem kann man das Leben in diesem Gebiet nicht verstehen, wenn man nicht vor Ort ist. So wie es einen Unterschied gibt zwischen der Geschichte, die in einem bequemen und sicheren Raum geschrieben wird, und der Geschichte derjenigen, die die Praxis gelebt haben, die Gegenstand dieser Geschichte ist, gilt derselbe Unterschied auch für die Gefühle. Der bekannte und unumstrittene Satz drückt den Abstand zwischen zwei Geschichtsschreibungen ehr gut aus: "Man kann keine Geschichte schreiben, wenn man nicht genau die Schläge fühlt, die ein Mensch in einem Krieg seinem Körper zugefügt hat" (Theodor Adorno). Um es noch deutlicher zu sagen: Es ist nicht möglich, dass diejenigen, die persönlich in dieser Region sind, und diejenigen, die weit weg sind, dasselbe fühlen, trotz aller Bemühungen um Empathie... Schließlich ist diese Ausstellung, die über "Rojava" nachdenkt, eine gemeinsame Ausstellung derjenigen, die in dieser Region sind oder waren, und die von der Realität dieser Region direkt betroffen sind. Diese Ausstellung, die im Rahmen des 12. Berliner Kurdischen Filmfestivals mit dem diesjährigen Schwerpunkt Rojava organisiert wird, findet vom 13. bis 19. Oktober statt.